Unerlöste Schatten: Die Christen und der neue Antisemitismus

„Unerlöste Schatten: Die Christen und der neue Antisemitismus“ lautet der Titel eines Vortrages Maximilian Gottschlichs am Montag, 7. März, um 19 Uhr im Hauptraum der Alten Synagoge. Der Vortrag findet im Rahmen der bundesweiten „Woche der Brüderlichkeit“ unter dem diesjährigen Motto „UM GOTTES WILLEN“ statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Der neue Antisemitismus hat in Europa dramatische Ausmaße erreicht. Er kann und darf niemanden gleichgültig lassen. Am allerwenigsten die Christen. Drei Generationen nach der Shoah stehen gerade Christen vor der Herausforderung, jene solidarische Grundhaltung mit dem jüdischen Volk aufzubringen, die sie in der Nazi-Zeit so schmerzlich vermissen ließen. Der Autor macht deutlich: Antisemitismus ist die Perversion des Christentums – der furchtbare Selbstwiderspruch, in den das Christentum seit seiner Entstehung verstrickt ist. Antisemitismus zielt auf die Zerstörung des Judentums und zerstört damit zugleich die jüdische Herzmitte des christlichen Glaubens. Vor mehr als 50 Jahren stellte das Zweite Vatikanische Konzil mit dem Dekret Nostra Aetate die Weichen zu einem neuen, positiven Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum. Mit Nostra Aetate wurde die jüdische Religion in ihrer heilsgeschichtlichen Bedeutung rehabilitiert und jede Form des Antisemitismus verurteilt. Doch heute, 70 Jahre nach der Shoah, steht Europa vor den Scherben seiner Aufklärungs- und Erinnerungspolitik. Und gerade die christlichen Kirchen müssen sich fragen: Warum erreichte ihr spätes Bekenntnis zum Judentum nicht die Herzen und Köpfe der Christen? Woran scheiterte der revolutionäre Aufbruch zur Versöhnung mit dem Judentum? Maximilian Gottschlich geht den historischen, theologischen, politischen und tiefenpsychologischen Wurzeln des modernen Antisemitismus nach. Sein Buch ist ein gleichermaßen leidenschaftliches wie sachlich fundiertes Plädoyer für eine neue Kultur christlicher Solidarität mit dem jüdischen Volk.

Hintergrund:
Maximilian Gottschlich, 1948 in Wien geboren, ist emeritierter Universität-Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien. Er hat zahlreiche Studien zu Problemen der modernen Kommunikationsgesellschaft, der Medien- und Kommunikationsethik, der Problematik des modernen Antisemitismus, des Verhältnisses von Religion, Medien und Gesellschaft publiziert. Zudem hat sich Prof. Gottschlich mit Fragen der christlich-jüdischen Verständigung und Spiritualität langjährig beschäftigt.

Quelle: Stadt Essen, www.essen.de // Beitragsbild: Alte Synagoge. Innenaufnahme nach dem Umbau zum Haus der jüdischen Kultur. | Copyright: Peter Prengel