Stellungnahme der IRE zur Bedrohung jüdischen Lebens

Stellungnahme des Initiativkreises Religionen in Essen (IRE) zur Bedrohung jüdischen Lebens am 20.05.2021 an der Neuen Synagoge Essen

Der IRE ist aus der Einsicht entstanden, dass allen Religionen das Handeln zum Frieden zwischen den Menschen, den Kulturen und Nationen als ständige Herausforderung aufgegeben ist.

So sind wir unter dem Symbol der Arche mit allen Bürgerinnen und Bürgern unserer
Stadt verbunden und gefordert, unabhängig von Kultur, Religion oder Geschlecht einander Gleichberechtigung, Respekt und Anerkennung zu gewähren. Wir stehen ein für das friedliche Zusammenleben aller in unserer Stadt.

Ist eine Religionsgemeinschaft getroffen, so sind wir es alle. Wird einer Gemeinschaft oder auch einem Einzelnen Würde, Lebensrecht und Sicherheit abgesprochen, so bedroht es uns alle.

Genau dies geschieht zurzeit. Jüdische Gemeinden werden in verschiedenen Städten wie in unserer Nachbarstadt Gelsenkirchen durch antisemitische und andere Hassparolen bedroht, beschimpft, entwürdigt. Bis dahin, dass ihr Existenzrecht in Frage gestellt wird. Ursache ist die jüngste Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Es gibt keinen einzigen Grund, jüdische Gemeinden hier bei uns oder sonst wo auf der Welt wegen einer Auseinandersetzung in Israel und im Gazastreifen anzugreifen. Diejenigen, die sich von rassistischen, antisemitischen, islamophoben oder auch christenfeindlichen Bildern blind leiten lassen, entwürdigen sich letztlich selbst. Wir empfinden Scham darüber, dass derartige Übergriffe sich in unserem Land wieder ausbreiten. Wir sind entsetzt über Desinformationen, die solchem Handeln zugrundeliegen. Wir sind erschrocken über menschenverachtende Gleichgültigkeit.

Hass breitet sich aus. Viele, zu viele schweigen dazu. Menschlichkeit wird mit Füßen getreten und niedergeschrieben. Es ist unendlich wichtig, immer wieder aufzustehen, damit sich rechtes Gedankengut, Judenhass und Menschenverachtung nicht wie ein streuendes Krebsgeschwür weiter ausbreiten. Darum stellen wir uns schützend vor die jüdische Gemeinde und werden es in anderen Fällen bei allen anderen Religionsgemeinschaften genauso halten.

Wir ermutigen alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, ethnische wie religiöse Vielfalt als eine Bereicherung zu erkennen, von der wir für die Zukunft unserer Stadt profitieren werden. Wir rufen zur aktiven Wachsamkeit auf gegen jene, die versteckt wie offen danach trachten, diesem Prozess der Verständigung und des friedlichen Zusammenlebens entgegenzuwirken.

Essen, 20.05.2021

Stellungnahme der IRE vom 20.05.2021 als PDF herunterladen.

Der Evangelische Kirchenkreis Essen stellt zudem eine Video-Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung zur Verfügung.